Einladung zur Lesung von Ruth Barnett aus ihrem Buch „Nationalität: Staatenlos – Die Geschichte der Selbstfindung eines Kindertransportkindes“

Cover: Nationalität: Staatenlos, Metropol-Verlag (Ruth Barnett)

Ruth Barnett, 1935 als Ruthchen Michaelis in Berlin geboren, wurde zusammen mit ihrem drei Jahre älteren Bruder Martin von ihren Eltern 1939 nach Großbritannien geschickt. Jüdische und christliche Organisationen organisierten den „Kindertransport“ zur Rettung von 10.000 von den Nazis bedrohten Kindern aus Deutschland und ihre Aufnahme in englischen Familien und Kinderheimen.

Bereits 2009 waren die Erinnerungen von Ruth Barnett unter dem Titel „Person of No Nationality. A Story of Childhood Loss and Recovery“ auf Englisch erschienen. Zu einer Lesung aus diesem Buch hatten wir bereits 2012 im Rahmen der Mainzer Geschichtsabende eingeladen und möchte nun mit einer weiteren Lesung und Begegnungsmöglichkeit daran anschließen.

Mit Ruth Barnetts Buch „Nationalität: Staatenlos“ liegt nun die authentische Geschichte erstmals auch auf Deutsch vor. Anschaulich erzählt sie von ihrem Dasein als heimat- und staatenloses Mädchen in der Fremde, von ihren Jahren in Heimen und Pflegefamilien. Die bewegenden Hintergründe, und die übergeordnete Bedeutung der persönlichen und historischen Identitätsfindung in Ruth Barnetts Lebenserzählung lassen sich kaum treffender als mit den Worten des Direktor des Shoah Foundation Institute an der University of Southern California, Dr. Stephen D. Smith ausdrücken:

„Wenn je ein Buch von der Vielschichtigkeit unserer Identität gezeugt hat, von einem Leben fern der Heimat ohne Orientierungsgrößen, von der lähmenden Angst im Angesicht ständiger Ungewissheit, der Herzlosigkeit und mangelnden Fürsorge von Erwachsenen sowie der Selbstwahrnehmung, mit der bereits kleine Kinder ihre eigene Identität kategorisieren, so ist es dieses.“ (Vorwort, S. 10)

Der von Verfolgung, Exil und schwieriger Rückkehr geprägte Lebensweg der Familie des jüdischen Richters Richard Kornitzer – jene Figur, die Ruth Barnetts Vater, Robert Michaelis repräsentiert – wurde bereits in dem 2012 erschienen Roman „Landgericht“ von Ursula Krechel einer breiten Leserschaft vorgestellt. Dank der ZDF-Verfilmung des preisgekrönten Buchs im Jahr 2016 unter der Regie von Matthias Glasner wird die Geschichte der Familie zur lebendigen Erinnerung für ein breite Öffentlichkeit. Die Erstausstrahlung des Zweiteilers im ZDF erfolgt am 30. Januar und 1. Februar 2017 jeweils um 20:15. Der Film ist außerdem bereits in der ZDF-Mediathek verfügbar: https://www.zdf.de/filme/landgericht

Donnerstag 9. Februar 2017, 18 Uhr

Rathaus der Stadt Mainz, Valencia-Zimmer

Eintritt frei

Moderation: Christine Hartwig-Thürmer

Zum Buch:

Ruth Barnett: Nationalität: Staatenlos – Die Geschichte der Selbstfindung eines Kinder-transportkindes. Berlin 2016 (Studien und Dokumente zur Holocaust- und Lagerliteratur, Band 3), Metropol-Verlag, 276 Seiten, ISBN: 978-3-86331-309-8, Preis: 19,00 €

Veranstalter: Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V., Ansprechpartner: Dominik Kasper, E-Mail: kontakt(at)sozialgeschichte-mainz.de